Loading

Es braucht Mut, wieder mehr von und mit der Natur zu lernen

In einer Zeit, wo alle von messbaren Leistungen, Effizienzsteigerung und Frühförderung sprechen, erfordert es eine Menge Mut, unseren Kindern neben dem kognitiven Lernen auch den Freiraum zurückzugeben, sich mit der Natur und sich selber zu verbinden. Nur so können wir ihnen ermöglichen, ihre Sinne und damit ihr Potenzial richtig kennenzulernen.

Fühlen, Lauschen, Beobachten: die Natur im Detail
Kinder erleben ihre Welt instinktiv mit allen Sinnen. Schon als Babys betasten sie Gegenstände ausführlich und stecken Unbekanntes zuallererst in den Mund. Auch die Natur können Sie auf diese Weise erkunden, z. B. mit Fühlspielen, bei denen Ihr Kind mit geschlossenen Augen bestimmte Gegenstände ertasten muss – ein Stück Baumrinde, eine Kastanie oder ein Blatt.
Nach einer kleinen Wanderung können Sie einfach gemeinsam innehalten und eine Weile stumm lauschen: Welche Geräusche hören Sie und woher stammen sie? Versuchen Sie die Gerüche des Waldes oder der Wiese zu beschreiben oder verschiedene Farben und Formen in der Natur zu finden. So lernt Ihr Kind die Natur im Detail kennen.

Empathie, Fantasie, Kreativität und Lebensfreude
Verschiedenste Studien haben gezeigt, dass Kinder viel entspannter und kreativer sind, wenn sie regelmäßig mit ihrer Familie in den Wald spazieren gehen oder alleine ungezügelt und vor allem unkontrolliert durch die Erwachsenen im Freien spielen können. Die Nähe zur Natur ist relevant für die Entwicklung emotionaler Bindungsfähigkeit, Empathie, Fantasie, Kreativität und Lebensfreude. Durch den Umgang in und mit der Natur öffnen sich die Sinne und schult sich der Verstand. Anders als beispielsweise beim Fernsehen oder ähnlichen Aktivitäten, die den Blick oft auf einen Bildschirm konzentrieren, werden in der Natur alle Sinne angesprochen und sensibilisiert. Die Natur baut den Kindern einen ethischen Kompass ein, denn sie lehrt über das Leben, das Sterben, das Gedeihen, das Vergehen, über Zusammenhalt und entwickelt ein kollektives Verantwortungsbewusstsein.

Jäger und Sammler
Wildnispädagogik möchte Menschen wieder mehr mit sich selbst, der Natur und der Gemeinschaft verbinden. Insbesondere Kindern ermöglichen die Spiele, Aktivitäten und Übungen sehr rasch eine intensive Beziehung zur Natur. Das muss nicht gelernt werden, sondern genährt, denn Kinder kommen mit einer natürlichen Neugier auf die Natur in diese Welt. Evolutionär betrachtet war der Mensch die meiste Zeit seiner Existenz (über 90 Prozent) ein Jäger und Sammler. Das bedeutet, er war darauf angewiesen, die Phänomene und Rhythmen der Natur zu kennen. Das bedeutet nicht, dass wir zurück in die Vergangenheit müssen, sondern dass wir ursprünglich ein sehr erdverbundenes Leben geführt haben. Mittels dieser ursprünglichen Lebensweise und der dazugehörigen Fertigkeiten lassen sich Kinder leicht für die Natur begeistern.